Theaterbesuch in der Stadthalle, ein einzigartiges Erlebnis
Der Q1 Deutsch-Grundkurs des Burggymnasiums mit Herrn Brennemann besuchte am 20. November die Theateraufführung von „Die Räuber“ in der Stadthalle in Friedberg. Nachdem der Kurs sich im Unterricht ausführlich mit der Epoche des Sturm und Drang beschäftigt hatte, kam es nur gelegen, dass in der Stadthalle in Friedberg eine thematisch passende Aufführung stattfinden sollte. Um 19.30 Uhr trafen sich die Schüler mit ihrem Lehrer und nahmen ihre Plätze in der gut besuchten Stadthalle ein. Besonders auffallend war, dass der Deutschkurs zusammen mit einer weiteren Schulklasse der Augustinerschule den Altersdurchschnitt deutlich zu senken schien.
Bevor die eigentliche Aufführung losging, erzählten Regisseur Robert Ludewig und Aylin Kaip, die für die Kostüme und das Bühnenbild verantwortlich war, wie das Drama „Die Räuber“ entstanden ist, um was es geht und etwas über die Hintergründe zum Autor Friedrich Schiller. Das Stück habe auch Auswirkungen auf das reale Leben Schillers und der Gesellschaft nach seiner Veröffentlichung 1781 gehabt, führte Ludewig an. Auch das Ensemble „Südsehen“ aus München, bestehend aus Eva-Maria Piringer, Christoph Mack, Malte Buhr, Ruben Hagspiel und Robert Ludewig wurde vorgestellt. Drei der fünf Darsteller würden an diesem Abend mehr als eine Rolle verkörpern. Zudem offenbarte Aylin Kaip die Vielfältigkeit des Bühnenbildes, welches ausschließlich aus freistehenden Holzsäulen bestand und je nach Lichteinstrahlung oder verschiedenen Platzierungen etwa einen Wald, ein Gefängnis oder eine Galerie zeigen konnte. Gleichzeitig könne man die Säulen selbst als Räuber betrachten, was jedoch der eigenen Interpretation vorbehalten sei.
Um 20 Uhr begannen die Darsteller mit einer emotionalen und textsicheren Inszenierung. Auf einer in blaues Licht getauchten Bühne fängt Franz Moor (verkörpert von Malte Buhr) einen Brief von seinem in Leipzig studierenden Bruder Karl Moor (verkörpert von Christoph Mack) ab, in dem Karl seinen Vater um Vergebung für seine jugendlichen Ausschweifungen bittet. Franz fälscht das Antwortschreiben und überzeugt den Vater mit erfundenen Berichten über Karls angebliche Verbrechen, woraufhin sich der alte Moor von Karl abwendet. Die Bühne wird flink durch gelbes Licht in eine Kneipe verwandelt, in der Karl die gefälschte Zurückweisung seines Vaters erhält. Unter diesen Umständen beschließt er eine Räuberbande zu gründen, zusammen mit Spiegelberg (verkörpert von Ruben Hagspiel), der selbst gern Anführer wäre, dem treuen und zugleich brutalen Schweizer (verkörpert von Malte Buhr), dem zurückhaltenderen Roller (verkörpert von Robert Ludewig), dem bewundernden Kosinsky (verkörpert von Robert Ludewig) und anderen. Karl wird ihr Hauptmann und die Bande zieht mordend und plündernd und dennoch frei durchs Land.
Währenddessen verbreitet Franz auf dem Schloss die Nachricht, Karl sei tot und hält den alten Moor in einem Turm gefangen. Franz bedient sich dabei der Hilfe von Herrmann (verkörpert von Robert Ludewig), einem Diener, den er einschüchtert, und der Amalia (verkörpert von Eva-Maria Piringer), Karls Verlobter gegenüber dessen Tod bestätigen soll. Franz versucht, Amalia für sich zu gewinnen, doch sie weist ihn konsequent zurück.
Nach einer 20-minütigen Pause, in der für Essen und Trinken gesorgt war, ging das Stück weiter. Die Säulen, die nun grün beleuchtet sind, verkörpern zusammen mit eingespieltem Vogelgezwitscher einen Wald, in dem die zunehmende Gewaltbereitschaft und viele schlechte Züge der Räuber zum Ausdruck gebracht werden. In den folgenden Szenen trifft Amalia zunächst im Schloss des alten Moor und später auch im Wald auf ihren Verlobten Karl. Sie erkennt ihn nicht und doch fühlt sie sich mit ihm verbunden. Vor dem vermeintlich Fremden schwärmt sie über Karl und beweist immer wieder ihre Treue zu ihm. Karl jedoch hält dies kaum aus, denn er weiß, welche Gräueltaten er mit seiner Räuberbande zu verantworten hat. Von seinen Gefühlen übermannt ist er außerdem versucht, sich Amalia zu offenbaren, entscheidet sich jedoch dagegen.
Später erfährt Karl zufällig von der Gefangenschaft seines Vaters. Er kehrt heimlich zur Burg zurück und findet seinen Vater entkräftet im Turm, aus dem Karl ihn befreit, doch dieser stirbt kurz darauf an den Folgen der Haft und des Schocks. Als Franz erkennt, dass seine Taten aufgedeckt sind und er die Räuberbande kommen hört, erschießt er sich aus Angst vor Strafe. Amalia erkennt Karl, der ihr seine Sünden offenbart, nun endlich und gesteht ihm ihre unveränderte Liebe. Karl jedoch sieht wegen seiner Schuld keinen Weg zurück in ein geordnetes Leben. Auf ihr Flehen hin tötet er sie, weil sie ohne ihn nicht weiterleben will. Zum Schluss erklärt Karl seiner Räuberbande, dass er sich der Justiz stellt. Er übergibt sich bewusst einem armen Bauern, der eine Belohnung für seine Ergreifung erhalten soll.
Die Schülerschaft des Burggymnasiums zeigte sich angetan von dem intensiven Spiel der engagierten Schauspielgruppe, aus der vor allem die Verkörperung Franz von Moors durch Christoph Mack hervorzuheben ist. Nachdem das Stück um ca. 22.40 Uhr zu Ende war, bekam der Deutschkurs die einmalige Chance, der jungen Theatergruppe Fragen zu stellen, welche die Schauspieler sehr gerne charmant und ausführlich beantworteten (siehe Foto). Während des Gesprächs kristallisierte sich vor allem heraus, dass die Schauspieler*innen ihren „Beruf“ mit Leidenschaft ausüben und viel Energie in Aufführungen und Proben sowie die Planung der Inszenierung und das Bühnenbild stecken, obwohl sie alle noch einen „Brotjob“ haben.
Insgesamt wurde das Stück sehr textgetreu, wenn auch stark gekürzt, vorgetragen. Auch wenn man manchmal nicht jede Passage verstanden hat, brachten die Darsteller den zu vermittelnden Inhalt emotional und in ihrer Rolle versunken, authentisch zur Geltung. Da keine Mikrophone verwendet wurden, war der Text leider des Öfteren nur schwer verständlich, was schon vor der eigentlichen Inszenierung bei der Erklärung des Inhalts von einem Zuschauer angemerkt wurde. Dies hätte man, besonders für das überwiegend ältere Publikum, besser lösen können. Diese kleine Unannehmlichkeit wurde jedoch durch die raffinierte und simple Inszenierung des Bühnenbildes wieder wettgemacht. Das Licht, der Nebel, die verstellbaren Säulen und die kurzen Musikeinspieler zwischen den Szenen gaben dem Stück eine besondere Atmosphäre, welche die eigene Kreativität bzw. das Mitdenken erforderte. Durch die wenigen Requisiten wurde außerdem der Fokus ganz auf die Handlung und vor allem den Text des Stückes gerichtet.
Letztendlich finde ich, dass das Stück sehr gelungen inszeniert wurde, jedoch eher eine ältere Zielgruppe angesprochen hat, was sich aus dem Publikum sowie den späteren Erzählungen der Schüler*innen schließen lässt. Trotzdem war es spannend, ein solches Stück nicht nur zu lesen, sondern in seinem ursprünglich gedachten Medium als Theaterinszenierung zu erleben.
Anna Viol, GK Deutsch Q1 bei Herrn Brennemann










