Am Mittwoch, dem 22.03.2023 hatten die Biologie-Leistungskurse der Q2 am Burggymnasium die Gelegenheit, einen Vortrag über Herausforderungen und Lösungsansätze mit Fokus auf Nachhaltigkeit von Dr. Timo Schlemmer zu hören.
Dr. Schlemmer hat nach seinem Bachelor in Biowissenschaften an der Goethe-Universität (Frankfurt) und seinem Master in Agrarwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität (Gießen) im Fachgebiet Phytopathologie mit seiner Forschung u.a. an RNA-basierten Pflanzenschutzmitteln promoviert. Zuletzt arbeitete er am Institut für Biochemie der Universität Gießen als Post-Doc und wird seine Forschung zukünftig in Regensburg fortsetzen.
Bereits vor einem halben Jahr (im Oktober 2022), hatte Dr. Schlemmer einen Vortrag über Gentechnik im Pflanzenschutz für den Bio-Leistungskurs von Frau Rösel-Hillgärtner gehalten (LINK zum Artikel) und hat nun sein Wissen an eine größere Zuhörerschaft weitergegeben. Hierbei ging es jetzt im Speziellen um das Thema Nachhaltigkeit.
Zu Beginn des Vortrags stellte Dr. Schlemmer zunächst verschiedene Definitionen von Nachhaltigkeit vor, die unterschiedlich, aber in einem Punkt gleich waren: Die Bedürfnisse sind zentral und bestimmen den Umgang mit vorhandenen Ressourcen. Hierbei müssen diese Bedürfnisse vor allem wahrnehmbar sein, weswegen Prognosen für in beispielsweise 20 Jahren nur schwer oder wenig berücksichtigt werden und es auch deshalb zu Fehleinschätzung des Stellenwerts von Nachhaltigkeit kommt.
Für den Umweltschutz müssen, so Dr. Schlemmer, drei Faktoren beeinflusst werden: Die Individualbedürfnisse, welche reduziert werden müssten, die Nutzung der Ressourcen, mit welchen wir diese befriedigen, sollte effizienter werden, und ein effektiver Umgang mit jenen Ressourcen muss in der Zukunft gewährleistet sein. Jedoch stoßen wir dabei auf Herausforderungen, da benötigte Fläche und Ressourcen immer mehr verloren gehen, zum Beispiel durch Naturschutz, Bevölkerungswachstum und Klimawandel. Demnach ist eine effiziente Nutzung von Flächen enorm wichtig für die Zukunft.
Im Weiteren weist Dr. Schlemmer daraufhin, dass Natur und Nutzflächen seit Jahrhunderten von Menschen verändert und zu Kulturlandschaften umgewandelt werden. In der Landwirtschaft wurden deswegen Pflanzen modifiziert und die Anbaupraxis optimiert, z.B. mittels Dünger, durch ausgewählte Standtorte und ausreichende Wasserversorgung. Es etablierten sich verschiedene Anbaumethoden, die wichtigsten sind die konventionelle (90 %) und die ökologische (9 %) Landwirtschaft. Letztere wird meist als die nachhaltigere angesehen, da auf Mineraldünger verzichtet und auf Nützlinge gesetzt wird, da diese das Ziel hat, die Biodiversität zu erhalten. Jedoch müsste die Flächennutzung verdoppelt werden, um denselben Ertrag wie bei der konventionellen Bewirtschaftung erreichen zu können, sodass die Nachhaltigkeit dieser Anbaumethode umstritten bleibt.
Um effizient Landwirtschaften zu können, müssen Nutzpflanzen vor Krankheiten und Schaderregern geschützt werden. Hierzu stellte Dr. Schlemmer eine klassische Einteilung verschiedener Maßnahmen vor: Pflanzen können mit direkten (chemisch, biologisch, physikalische; biotechnisch) und indirekten (Sortenwahl, Nützlinge) Maßnahmen geschützt werden. Eine weitere und neuartige Methode ist der RNA-basierte Pflanzenschutz, mit welchem sich Dr. Schlemmer beschäftigt.
Er zeigt auf, dass Forschung und Nutzung von RNA durch das Corona-Virus neue Beachtung gefunden haben, allerdings nicht nur im positiven Sinne. RNA verändert, entgegen einigen Vermutungen, nicht das Erbgut und ist auch bei der Nutzung an Pflanzen nicht schädlich. Die Verwendung von RNA in der Landwirtschaft soll zukünftig effektiver als die Entwicklung neuer Pflanzenschutzmittel auf konventionellem Weg sein. Negative Umweltauswirkungen sind bislang nicht bewiesen und werden auch nicht vermutet. Nichtsdestotrotz dauert es wohl noch einige Zeit bis diese Möglichkeit in Betracht gezogen werden kann, denn die Zulassung für neue Pflanzenschutzmittel dauert in der EU ca. 40 Monate.
Resümierend ist sicher, dass die Schülerinnen und Schüler den Vortrag von Dr. Schlemmer sehr lehrreich fanden und es eine abwechslungsreiche Erfahrung zusätzlich zum Unterricht war. Ebenfalls wünschen sich die Schülerinnen und Schüler viele weitere Vorträge und Einblicke in die Forschung an Universitäten. Besonderer Dank gilt der Organisation von Frau Rösel-Hillgärtner und der Bereitschaft von Herrn Dr. Schlemmer, die diese Erfahrung ermöglicht haben.
Autorinnen: Josephine Daul & Maryam Sahebzadeh (Q2bioLK01)