Bernd Surholt und Harald Schandry auf der Bühne in der Aula des Burggymnasiums

Hoch konzentriert verfolgten am 20.Januar 2020 rund 170 Schülerinnen und Schüler der Q1 die Szenische Lesung über die Eichmann-Protokolle. Die „hannoverschen kammerspiele“ gastierten mit ihrem Stück „Arzt hätt‘ ich nicht werden dürfen ­­— Die Eichmann-Protokolle“ am Burggymnasium.

Auf unspektakuläre Weise und mit kargem Bühnenbild gelingt es den Schauspielern, Harald Schandry und Bernd Surholt, den Text für sich sprechen zu lassen. Dieser besteht aus gut ausgewählten originalen Ausschnitten aus den Eichmann-Protokollen und Zeitungschlagzeilen sowie Propagandatexten aus dem Dritten Reich. Letztere ordnen das Stück in den zeitgeschichtlichen Kontext ein. Unbegreiflich erscheint aus heutiger Sicht beispielsweise die Einführung eines Theater- Kino- und Konzertbesuches für Juden vom 12.November 1938. Die Ausschnitte aus den Eichmann-Protokollen führen schließlich den Schülerinnen und Schülern eindringlich den Prozess vor Augen, in welchem sich Adolf Eichmann 1961 vor einem israelischen Gericht für seine Taten im Dritten Reich verantworten musste.

Eindrucksvoll gespielt und abgelesen, um den Dokumentarcharakter eingängig zu machen, entsprechen die von Surhold gesprochenen Worte dem Wortlaut Eichmanns: „Ich habe nie wirklich etwas damit zu tun gehabt, ich habe lediglich die Befehle und Anweisungen von oben befolgt“. Unfassbar und erschreckend ist das Bild, das sie von Eichmann, dem Inbegriff eines Schreibtischtäters, zeichnen. Ein Mann, der nicht hätte Arzt werden können, weil er kein Blut sehen kann, ließ von 1941 bis 1945 als Leiter des „Judenreferats IV B 4“ im „Reichssicherheitshauptamt“ Millionen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportieren. Trotz der Kenntnis über die Vernichtungslager ­­— nach eigener Besichtigung ­­— trieb er die Zahl der deportierten Juden durch eine perfektionierte, bis ins Kleinste ausgeklügelte Organisation der Verkehrsplanung  in die Höhe. Seine Sorge galt den armen Schützen, die die Mütter und Kinder erschießen mussten. Seine Rechtfertigungen sind eine Verhöhnung der Opfer. Unverständlich sind sie auch den Schülerinnen und Schülern, die nach der 50 minütigen Lesung zu Wort kamen. Sie hatten nun die Gelegenheit mit den Schauspielern in den Dialog zu treten und nutzen diese auch. Ihre Fragen rund um den Prozess und die Persönlichkeit Eichmanns spiegeln ihr Entsetzen wider. Sie beriefen sich auch auf ihr eindrucksvolles Vorwissen, setzten es in Beziehung zu dem eben Gesehenen, zu den Worten Eichmanns und erkannten die Unbegreiflichkeit.

Diese ungewöhnliche Inszenierung rüttelt auf. Sie hinterlässt das Bild eines Mannes, dessen Rechtfertigungen seine Gräultaten noch einmal verstärken und nicht zuletzt warnt, vor einer Wiederholung.

Löblich wurde von dem schulerfahrenen Schaupieler-Duo im Abschiedsgespräch der wertschätzende Geist unserer Schule erwähnt.

I. Masoudi Alavi

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Die Schülerinnen und Schüler im ZeitzeugengesprächBerlin: Geschichte erleben - Politik verstehen!

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