Der Fachtag der Fachschaft Geschichte am Burggymnasium hatte in diesem Jahr ein ungewöhnliches Format. Insgesamt acht Kolleginnen und Kollegen der Fachschaft reisten zur Gedenkstätte KZ Neuengamme bei Hamburg, um an einem Workshop zum Thema „Verflechtungen. Koloniales und rassistisches Denken und Handeln im Nationalsozialismus“ teilzunehmen. Dieser wurde von Dr. Susann Lewerenz, der Leiterin des Studienzentrums der Gedenkstätte, geleitet.

Neben der fachlichen Weiterbildung verfolgte die Exkursion auch das Ziel, den Austausch zwischen den Kolleginnen und Kollegen der Fachschaft zu fördern. Im Einklang mit der nachhaltigen Ausrichtung der Schule erfolgte die Anreise – wie es dem ökologischen Ansatz entspricht – mit der Bahn.

Das KZ Neuengamme war von 1938 bis 1945 das größte Konzentrationslager Nordwestdeutschlands. Mehr als 100.000 Menschen aus ganz Europa wurden im Hauptlager sowie in über 85 Außenlagern inhaftiert. In Neuengamme und den Außenlagern, aber auch während der Lagerräumungen zum Ende des Krieges, starben mindestens 42.900 Häftlinge.

Ab 1948 nutzte die Stadt Hamburg Teile des Geländes für den Strafvollzug und errichtete dort zwei Gefängnisse. 1965 wurde am Rand des Geländes ein internationales Mahnmal eingeweiht, das 1981 um das „Dokumentenhaus“ erweitert wurde. Die Verlagerung der Gefängnisse war politisch lange umstritten, und erst 2003 bzw. 2006 wurden die beiden Haftanstalten schließlich geschlossen.

Die Fachschaft Geschichte diskutierte angeregt über den sogenannten „Historikerstreit 2.0“ – die Debatte um die Wechselwirkungen zwischen der Erinnerung an die Shoah und dem Kolonialismus. Um tiefer in diese Thematik einzutauchen, wurden anhand der Biografien schwarzer Menschen im Nationalsozialismus die komplexen Zusammenhänge analysiert.

Einerseits waren People of Colour durch die rassistische Ideologie des NS-Staates massiv bedroht und befanden sich in ständiger Gefahr, deportiert zu werden. Andererseits hatte der aus dem Ersten Weltkrieg stammende „Mythos vom treuen Askari“ sie als Kriegsteilnehmer idealisiert, die für das Deutsche Reich gekämpft haben und – so die Vorstellung der Kolonial-Befürworter – sich nach einer Rückeroberung der Kolonien an der Kolonisierung Afrikas beteiligen könnten.

Ein Beispiel hierfür ist Mohamed Husen, der als Schauspieler in NS-Propagandafilmen rassistische Stereotype verkörperte und 1941 wegen „Rassenschande“ deportiert wurde. Er starb 1944 im Konzentrationslager.

Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel ist das Schicksal von Hans Jürgen Massaquoi (1926–2013), dem Enkel des liberianischen Generalkonsuls und Sohn einer deutschen Krankenschwester. In seiner 1999 verfilmten Biografie beschreibt Massaquoi, wie er die Nazi-Herrschaft mit Hilfe von Nachbarn überlebte.

Die Fachschaft Geschichte ist sich sicher, dass sich die exemplarischen Biographien Afrodeutscher im Nationalsozialismus hervorragend eignen, um im Unterricht analysiert und besprochen zu werden. Vom Potenzial des Lernorts Neuengamme für das Burggymnasium ist sie überzeugt und es herrscht nach dem Wochenende Einigkeit: Für eine mehrtägige Studienfahrt ist das Studienzentrum der Gedenkstätte KZ Neuengamme bestens geeignet!

HS

Gedänkstätte Neuengamme

Dieser Beitrag ist auch in der Wetterauer Zeitung am 20.02.2025 erschienen.

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